Monica's virtuelle Welt

Bräuche & Feiern - Der Heiratsmarkt von Olympos

Im einsamen Norden der Insel Karpathos erreicht am Oster-Dienstag eine der prachtvollsten Zeremonien ganz Griechenlands ihren Höhepunkt:
Das Fest der Lebenden und der Toten.

Als einziger Ort in Griechenland feiert Olympos den Osterdienstag. Dieser Ort ist so abgeschottet von der restlichen Welt dass hier die Traditionen noch erhalten blieben.
An diesem Tag findet als erstes ein Prozessionszug welcher von Kapelle zu Kapelle zieht und dann über den ganzen Friedhof führt. Dort werden Blumen und Gebäck niedergelegt. Dem Priester werden Mitteilungen und Geldscheine für die toten Familienmitglieder zugesteckt.
Langsam erhellen sich die Gemüter, was vermutlich an den unverheirateten Mädchen liegt. Seit Generationen ist es in Olympos üblich, das hart erarbeitete Geld in Münzen anzulegen. Kiloschwere Ketten aus Gold schmücken die heiratsfähigen Frauen. Je schwerer der Goldschmuck, deste eher interessieren sich die Männer.Die Mädchen stellen sich zur "Ausstellung" auf und bleiben Minutenlang ruhig stehen. Die Männer können so in Ruhe auswählen. Dann geht die Party richtig los, Whisky wird in rauhen Mengen getrunken, Feuerwerke gehen hoch und es wird kräftig getanzt.

Das Erbrecht von Karpathos
Das Erbrecht von Karpathos ist hart und gilt für reiche und arme Familien.

Vererbung:
Die älteste Tochter trägt den Vornamen der Grossmutter mütterlicherseits. Ausserdem erbt sie den Kosenamen "Kanakara, die geliebte Verhätschelte". Der älteste Sohn heisst stehts wie der Grossvater väterlicherseits und erhält den Kosenamen "Kanakaris". Bei jüngeren Geschwistern gehts übers Kreuz, die zweitälteste Tochter heisst dann also wie die Oma väterlicherseits und der zweitälteste Sohn wie der Opa mütterlicherseits.

Hochzeit:
Die Kanakara bekommt alles, was ihre Mutter in die Ehe brachte: Grundstücke, Möbel, Schmuck. An den ältesten Sohn geht was der Vater vor der Hochzeit sein eigen nannte. Die restlichen Geschwister müssen sich teilen was im Laufe der Ehe der Eltern hinzu gekommen ist. Kompliziert wirds wenn keine Tochter in der Familie ist. Dann geht das Vermögen der Mutter an den zweitältesten Sohn welcher es wiederum seiner zweitältesten Tochter weitervererbt,- somit ist es wieder in weiblicher Hand. Daher sich die reichsten Bewohner von Karpathos auch Frauen.

Wichtig:
Für die Mädchen auf dem Lande gilt das Gesetz: Keine Hochzeit ohne Haus. Der Bräutigam zieht zur Braut und nie umgekehrt.

Problem:
Natürlich treibt dieses Heiratsrecht die meisten Familien von Karpathos in den Ruin. Die Väter müssen zum Geldverdienen in die fremde ziehen und auch die jüngeren Söhne ziehen weg, da für sie ja sowieso keine Aussteuer übrig bleibt.

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