Monica's virtuelle Welt

Reiseberichte

4. August 1999 - 30. August 1999

Als wir abfuhren war ich sehr gespannt was mich denn in Griechenland erwartet.  Ich hatte viel gelesen über die Lebensart, die Kultur, die Sitten und das Leben in Griechenland. Dennoch war ich mir sicher dass meine Vorstellungen nicht den Tatsachen entprechen. In vielen Büchern las ich dass Athen im Sommer schrecklich sei, Smog und Lärm beherrschten die Stadt und es herrsche ein totales Chaos. Ebenfalls hat mir Fil erzählt dass es wirklich nicht schön sei und die Stadt auch sehr wenig an Grünflächen zu bieten hat. Aber wir mussten ja nach Athen weil seine Eltern dort lebten und der Vater schwer krank war. Fil meinte dann immer für mich seien das sicher keine Ferien mitten in dieser Stadt. Doch eigentlich blockte ich alles ab, meinte einfach ich fahre erst mal hin und bilde mir dann meine eigene Meinung. Fest entschlossen meinen Urlaub im Smog und Lärm zu verbringen starteten wir am 4. August. Da wir einiges an Dingen für die Eltern mitnehmen mussten war der Wagen (Omega Kombi) ziemlich vollgepackt.  
Wir fuhren nach Ancona wo wir auf die Fähre nach Patras einschifften. Kurz bevor wir in Patras anlegten überkam mich ein komisches Gefühl, ich war mir nicht mehr sicher ob es richtig war mit zu fahren,- in den Smog und Lärm.  
Der Hafen von Patras 
 
Die Fahrt von Patras nach Athen dauerte knapp 3 Stunden durch eine schöne Gegend. Was mir gleich auffiel war das die Autofahrer viel weniger egoistisch sind als bei uns, so fahren die langsameren ganz rechts am Rand und die schnelleren können so problemlos überholen. Als wir Athen erreichten war ich sehr erstaunt wie grün alles war. Jede grössere Strasse war von Blumen und Büschen gezäumt. Mulmig war mir nur noch vor der Verwandtschaft, - ich hatte keine Ahnung was mich erwartete. Bloss durch Umwege hab ich erfahren dass die Mutter meines Freundes ganz schlimm und total besitzergreifend sein soll, zudem habe sie ihn voll in der Hand. Ich hatte einfach Angst vor der Frau, wollte sie aber trotz allem kennen lernen. Wir fuhren in ein Quartier ein wo viele kleine Strassen sich schnitten. Die Häuser waren alt und neu bunt gemischt,- einfache Bauten ohne viel Schnickschnack aber mit teilweise wunderschönen Balkonen. Ich liess mir sagen dass wir in Petralona seien, was soviel wie "auf Stein gebaut" bedeute da der ganze Untergrund felsig sei. Petralona wiederum ist in zwei Teile aufgeteilt,- Kato (unterhalb) Petralona, ein Quartier mit Hochhäusern auf der einen Seite der U-Bahn und   Ana (hinauf) Petralona, welches auf der Akropolis zugewandten Seite liegt und aus Häuser mit maximal 4 Stöcken besteht. Vor so einem vierstöckigen Haus hielten wir nun an,  auf dem Balkon winkte uns schon jemand entgegen. Mit einem sehr flauen Gefühl in der Magengegend stieg ich aus und folgte Fil dicht an ihn gedrängt in die Wohnung.
Diese Fähre brachte uns wieder nach Italien
Auf dem Balkon sassen zwei Männer und eine Frau wärend uns die Mutter an der Tür empfing. Sie sprach hervorragend deutsch und somit war schon eine grosse Angst in mir gewichen. Ich hab zwar drei Wochen vor dem Urlaub mir krampfhaft versucht selber via PC etwas griechisch bei zu bringen doch war das natürlich viel zu wenig für den täglichen Gebrauch. Der eine Mann auf dem Balkon musste wohl der kranke Vater von Fil sein. Sein Zustand hatte sich offensichtlich seit dem letzten Griechenlandbesuch verschlechtert was ich an dem sorgenvollen Gesicht von Fil entnehmen konnte. Die andere Frau stellte sich als Tante Maria vor und der Mann war ihr Ehemann Andreas. Tante Maria wohnte in der gleichen Häuserreihe und half Fil's Mutter bei der Versorgung des Vaters. Wir setzten uns auf den Balkon und eine rege Diskussion begann. Alle gaben sich Mühe in deutsch zu sprechen, damit auch ich etwas verstand. Bald schon gab es die ersten Souvlakis welche ich mit Hochgenuss verschlang. Da die Wohnung ziemlich klein war und auch nicht über eine Klimaanlage verfügte wurden unsere Better auf dem Balkon aufgestellt. Die Store herunter gelassen und das Geländer mit Leintüchern verhängt hatten wir so unser eigenes Freiluftzimmer.
Die Eltern hatten die Wohnung erst vor zwei Monaten bezogen. Vorher waren sie auf Evia in der Nähe von Karistos in ihrem eigenen Haus. Der Gesundheitszustand des Vaters zwang sie nach Athen umzuziehen,- in die Nähe von Tante Maria welche ihnen helfen sollte. Die Mutter hat die Wohnung vor dem Umzug nicht gesehen, Tante Maria hat sie ausgesucht. So sind die Eltern nun in einer Neubauwohnung welche eigentlich viel zu klein ist. Obwohl es sich um einen Neubau handelt präsentierte sich die Wohnung in einem schlechten Zustand. Ueberall auf allen Plättli waren dicke Farbschlirgen und im Badezimmer war wohl mehr Gips am Boden und auf den Plättli als dort wo er hingehörte. Am zweiten Tag fuhren wir gleich in den Praktiker um Material zu kaufen, damit wir die Wohnung etwas wohnlicher gestalten konnten. Wärend Fil Tablare und Ablagen montierte, kroch ich am Boden herum und entfernte die Farbflecken mit Verdünner. Die Gipsreste mussten mit einem Spachtel abgeschabt werden. Als wir nach Hause fuhren waren zwar noch nicht alle Spuren entfernt aber es war doch wesentlich wohnlicher. Wärend unseres Urlaubs stieg dann auch der Boiler mehrmals aus. Allerdings war der Monteur sehr schnell vor Ort und konnte den Neubaupfusch wieder in Ordnung bringen. Kurz vor unserer Ankunft mussten die Eltern schon jemand kommen lassen der die ganzen Elektroleitungen erneuerte weil auch dort nichts funktionierte. Das Badezimmer ist so klein dass sich kaum zwei Personen darin aufhalten können was ja auch nicht gerade das Beste ist, vor allem da die Mutter jeden Tag den Vater frisch machen muss dort drinn und er dann immer Platzangst kriegt. Dennoch versucht die Frau das Beste aus ihrer Wohnung zu machen obwohl es ihr sehr schwer fällt. Hatte sie doch auf der Insel ein schönes Häuschen mit einem riesengrossen Garten welcher ihr ein und alles war.
Am Morgen schliefen wir jeweils bis ca. 9Uhr, dann wurde es zu heiss auf dem Balkon. Nach dem Frühstück und einem gemütlichen Kaffee  fuhren wir zum Einkaufen. Die Mutter und auch Tante Maria hatten eine grosse Einkaufsliste mit Dingen welche sie ohne Auto nicht einkaufen konnten.  
Manchmal gingen wir alle zusammen und nahmen den Vater mit. Doch ein paar Mal musste ich alleine mit ihnen gehen da Fil gerade irgendwas am reparieren war. Am Anfang hatte ich etwas Mühe in den verwinkelten Strassen zu fahren,- vor allem dann wenn eine der Frauen eine Richtung sagte und die andere in eine andere Richtung tendierte. Meist landeten wir in einem Supermarkt oder im Praktiker. Die Läden waren prallvoll und das Angebot ist grösser als bei uns. Allein schon wenn man das Fruchtsaftsortiment anschaut glaubt man seinen Augen nicht zu trauen, kriegt man doch in jedem noch so kleinen Laden mindestens 20 verschiedene Säfte. Wenn wir alle zusammen auf Einkaufstour waren gingen wir meist noch irgendwo eine Portokalada trinken bevor wir wieder nach Hause fuhren. Eigentlich war es meist eine hektische Sache ein zu kaufen, und oft stellte sich dann zu Hause heraus dass doch etwas fehlte, was bedeutete am nächsten Tag wieder einkaufen zu gehen.
Nach dem Einkauf
Nach dem Einkaufen stürzte sich die Mutter gleich in die Küche und kochte immer ein feines Essen. Da es aber in der Zeit sehr heiss war, hatte ich eigentlich selten Hunger. Aber trotzdem ass ich dann etwas, sie kochte ja extra für uns. So war ich eigentlich die ganzen Ferien hindurch eher überfressen. Nach dem Essen war es dann meist schon 15Uhr und die schlimmste Hitze war vorbei so dass wir baden gehen konnten. Meist fuhren wir an den Strand von Kavuri wo wir uns im warmen Meer abzukühlen versuchten. Nach dem Baden legten wir uns entweder an den Strand oder fuhren irgendwo hin einen Kaffee trinken. Die Gegend rund um Athen ist so schön dass ich stundenlang im Auto sitzen konnte und die Gegend betrachten. An besonders schönen Orten hielten wir dann jeweils an und vertraten uns die Füsse.
Am Abend waren wir jeweils gegen 21Uhr zu Hause. Das Essen stand meist schon auf dem Tisch bereit,- obwohl ich immer noch genug vom Mittagessen hatte. Nach dem Essen haben wir dann oft lange Diskussionen mit der Mutter geführt oder sind in den Ausgang gegangen. Die Griechen gehen immer erst ab ca. 22Uhr in den Ausgang und bleiben dann aber bis in die Nacht hinein. Meist sind wir unterhalb der Akropolis gelandet. Ein Restaurant mit wunderbarer Sicht zog uns immer wieder an.  Bis wir dann im Bett waren zeigte die Uhr auch meist schon 1 oder 2 Uhr. Es war immer noch heiss und daher dauerte es recht lange bis wir jeweils einschliefen. 
Jeweils am Freitag war in der nächsten Strasse, 100m von unserem Balkon weg, Gemüsemarkt. Schon am frühen Morgen begannen die Marktfahrer ihre Tische mit Früchten oder Gemüse zu füllen. Es ist nicht so wie bei uns dass jeder ein breitgefächertes Sortiment hat. Meist hat ein Marktfahrer nur 2-3 Gemüse- oder Fruchtarten im Angebot, dafür sind diese aber auf den Tischen hoch aufgetürmt. Das Gemüse ist für unsere Begriffe total billig,- im Gegensatz zu den meisten anderen Lebensmitteln in Griechenland welche etwa unseren Preisen entsprechen. Freitags haben wir dann jeweils Früchte und Gemüse für eine ganze Woche eingekauft. Am Morgen waren die Preise viel höher als gegen Ende des Marktes wo alle Händler noch Ware loswerden wollten. So kostete z.b. ein Kilo Tomaten kurz vor Marktschluss gerade mal noch umgerechnet 10Rappen. Beim Aufräumen warfen die Händler alles Gemüse was nicht mehr 100%ig aussah an den Strassenrand. Das waren nicht nur ein oder zwei  Stück, nein nein, der Strassenrand war regelrecht überflutet mit Lebensmitteln. Nun sah man die armen, meist alten Leute mit ihren Einkaufswägelchen raussuchen was noch zu gebrauchen ist. In solchen Momenten als ich den Leuten zusah wurde mir erst richtig bewusst in was für einem Überfluss ich eigentlich lebe.
Blick über Athen
Auch an den Strassenkreuzungen sah man zum Teil das Elend gewisser Leute. Sicherlich waren nicht alles arme und ich kann nicht entscheiden wer nun wirklich Geld nötig hat und wer nicht. Jedenfalls gibt es in Athen kaum eine Kreuzung an der einem nicht irgendwas angeboten wird. Sobald die Autos anhalten müssen werden sie gleich der Reihe nach abgeklappert. Oft sind es Kinder welche hier etwas anbieten, aber auch Zigeuner und Arbeitslose. An einer Kreuzung kriegt man vieles Angeboten: Getränke, Taschentücher, Souvenirs, Badematten und vieles mehr. Oft kommen auch Kinder welche einem die Autoscheibe waschen wollen. Mir wurde gesagt dass man nie etwas an einer Kreuzung kaufen soll, den eigentlichen Grund dafür weiss ich nicht. Jedenfalls ist es in Griechenland auch verboten die Waren an den Kreuzungen an zu bieten,- und doch tut es jeder.
Der Strand von Agia Ana auf Evia
Gleich am zweiten Tag wollte die Familie in ein in der Nähe gelegenes Kloster fahren. Ich Hosen liebend wie ich bin, hatte natürlich nur Hosen in meinem Gepäck verstaut und sicher keinen Rock. Also ging es zu Hause schon mal los,- ich musste halt eine lange Hose anziehen. Wir luden den Vater ins Auto und hinten quetschten wir drei Frauen uns rein und ab ging die Fahrt. Nach einer halben Stunde Fahrt hatten wir unser Ziel erreicht. Ich hatte keine Ahnung was mich erwartete. Ich kannte weder die griechisch-orthodoxe Religion noch wusste ich um was es in dem Kloster überhaupt ging. In dem Gehetze hatten mir alle vergessen zu sagen was das für ein Kloster ist, sie holten es aber später um so ausführlicher nach.  

Als wir den Klosterhof betraten war rechterhand eine Gallerie an der jenste Wickeljups hingen. Ich wurde dorthin geschickt und sollte mir so eine Fahne über die Hose anziehen. Tante Maria kam mit und war mir behilflich. Dann ging es hoch in Richtung einer kleinen Kapelle. Dort befanden sich beim Eingang einige Ikonenbilder. Ich schaute den Leuten einfach nur zu wie sie die Bilder abküssten und Kerzen entfachten und diese in den Sand steckten. In die Kapelle rein ging ich nicht. Das Ikonenküssen kam mir so fremd vor und ich wusste überhaupt nicht warum die irgendwelche Bilder küssten. Irgendwie fuxte es mich im nachhinein doch dass ich nicht in der Kapelle drin war.  Nachdem ich dem Treiben lange zugeschaut hatte klammerte ich mich irgendwann an Fil fest und wich keinen Meter mehr von seiner Seite. Ich fühlte mich total unwohl und fehl am Platz, an einem Ort wo ich nicht verstand was abging und in meinem Wickeljupe.  
Den zweiten Kirchenbesuch machten wir zwei Wochen später auf Evia. Inzwischen hatte ich mein Unwohlsein im Kloster mitgeteilt gehabt und alle haben sich Mühe gegeben mir die griechisch-orthodoxe Religion zu erklären, ich war neugierig und wollte wissen um was es geht.  In Evia waren Fil und ich ja alleine unterwegs und wir suchten die Kirche auf in der er schon des öftern war. Diesmal jedoch erklärte er mir um was für einen Heiligen es hier ging und ich blieb nicht wie das erste mal draussen stehen, sondern ging mit rein. Jedoch schaute ich wieder darauf dass ich in der Nähe von Fil war, doch ich fühlte mich wesentlich wohler. Und auch einen Wickeljupe musste ich hier nicht anziehen,- es reichten lange Hosen.  
Als ich dann wieder in der Schweiz war kaufte ich mir als erstes gleich ein paar Bücher über die Sitten in Griechenland, die  Religion, die Heiligen etc- ich wollte einfach mehr wissen.

Schon bald nach unserer Ankunft in Griechenland meldeten sich diverse Verwandte von Filipos zum Besuch an. Egal ob Tante oder Cousine, alle wollten doch Fil sehen. Und so kam es manchmal vor dass wir am Abend zu Hause sein mussten weil sich wieder irgendwer zu Besuch angemeldet hatte. Es hiess dann meistens sie kommen am Nachmittag vorbei. Nachmittag ist in Griechenland ein weiter Begriff,- das kann genau so gut Abends um 20Uhr sein. Die meisten Verwandten waren auch mit mir sehr nett, und haben sich echt Mühe gegeben mit mir zu sprechen, auch wenn sie nur wenig englisch konnten. Einmal hiess es dass am nächsten Morgen um fünf Uhr der Cousin aus England landen würde und Fil mit zwei Tanten an den Flughafen müsste ihn ab zu holen. Ich entschied mich dann dazu auch mit zu gehen. Doch spätestens als ich Morgens um halb vier geweckt wurde bereute ich meinen Entschluss, doch ich wollte dabei sein. Also sind wir mal an den Flughafen gefahren. Ich war so k.o. dass ich erst mal einen Kaffee haben musste. Fil fand dann einen Kaffeestand und ich kriegte meinen ersehnten Kaffee. Als dann endlich der Cousin mit seiner Freundin kam war es ein Riesenholdrio am Flughafen. Wir fuhren dann zu der Tante nach Hause und ich dachte dass ich bald wieder im Bett liegen und schlafen würde. Doch weit gefehlt. Nun gab es Kaffee und die Erzählungen gingen los. So verging Stunde um Stunde, abwechselnd in griechisch und Englisch. Doch auch bei den griechischen Gesprächen verstand ich wenigstens so viel dass ich wusste um was es geht.  
Am letzten Tag kurz vor unserer Abreise war dann die Wohnung der Eltern nochmals hoffnungslos überfüllt. Alle kamen sich noch verabschieden. Für mich war es fremd dass sich so viele Verwandte blicken lassen. Einesteils fand ich das sehr schön, andererseits kam es mir vor als sei es für viele,- vor allem die jüngeren, nur ein Pflichtbesuch. Bloss bei Chrisoula war ich mir sicher dass es nicht Pflicht war. Ich hab sie im März schon in der Schweiz kennen gelernt und sie wirkte auf mich gleich spontan, herzlich und aufgeschlossen. Ebenso spontan gingen wir dann auch zwei Mal wärend unseres Urlaubs mit ihr essen.

Wie schon anfangs erwähnt war ich sehr gespannt wie denn Fil's Eltern sein würden. Dass sein Vater schwer Alzheimer hat wusste ich. Über die Mutter hörte ich von ihm nur Gutes und aus anderen Kreisen eher nur negatives. Ich wollte mir meine eigene Meinung bilden und mit offenen Augen es auf mich zukommen lassen. Es stellte sich dann schnell heraus dass die Mutter ein herzensguter Mensch ist, welche es in den letzten Jahren nicht leicht gehabt hat und daran zu zerbrechen scheint. All meine Bemühungen ihr zu helfen aus ihrem Loch heraus zu kommen nützen wohl wenig, sie ist leider schon zu verbittert. Doch kann sie sich immer wieder an Kleinigkeiten freuen und Gespräche über Pflanzen dauern oft Stunden. Man merkt wie sie der vergangenen Zeit nachtrauert. Man merkt wie schwer das Leben ihr momentan fällt und dennoch bringt sie jeden Tag wieder die Kraft auf den Vater zu pflegen und zu versorgen. Leider gibt es in Griechenland keine Einrichtungen wie bei uns welche speziell für Alzheimerkranke Leute sind. Es gibt auch kaum Hilfen in der Pflege,- das muss man schon mit der Verwandtschaft organisieren. Ich hätte so gerne geholfen, doch ich fühlte mich machtlos. Ab und zu war ich mal mit dem Vater alleine, wenn die Anderen einen Einkauf machten und ich keine Lust hatte mit zu fahren. Da sass ich dann mit dem Vater auf der Veranda und sprach mit ihm auf deutsch,- und ein paar wenige Worte griechisch. Ob er mich verstanden hat weiss ich nicht, aber er hat oft gelächelt und das reichte mir schon. Wenn wir alleine waren, war er meist auch sehr gesprächig,- bloss dass ich ihn nicht verstand. Einmal hab ich mit ihm ein Fotoalbum angeschaut und er hat auf ein paar Fotos ganz speziell reagiert. Später dann hab ich nachgefragt ob diese Fotos für ihn eine spezielle Bedeutung hätten,- und jedes dieser Fotos hatte eine.  
Die Mutter ist eine Frau mit den alten Moralvorstellungen. Zudem hängt sie sehr an ihrem Sohn ich kann verstehen dass es ihr schwer fällt dass er soweit weg ist, vor allem da sie in einer ausweglosen Situation ist. Vielleicht ist es das was die Meinung anderer gebildet hat. Sicherlich, manchmal hab ich auch Mühe damit gehabt wenn sie ihn wieder voll in Beschlag genommen hat. Doch dann hab ich mich in ihre Situation versetzt und konnte so ihre Reaktionen verstehen. 
Einmal als Fil gerade in der Wohnung von Tante Maria etwas reparierte beschloss ich auf die Bank zu gehen um Geld zu wechseln. Wir wollten am Nachmittag einkaufen gehen und ich dachte dann sei der Geldwechsel schon erledigt. Ich wusste dass man auf den griechischen Banken teilweise sehr lange warten muss und dass sie daher ein Nummernsystem eingeführt haben wo jeder eine Nummer kriegt und diese dann wenn man an der Reihe ist irgendwo aufleuchtet. Die Bank war zu Fuss nur 5 Minuten entfernt und ich machte mich auf den Weg. In der Bank angekommen sah ich dann schnell dass die Nummern gleich oben am Schalter aufleuchten,- doch wo bekam ich meine Nummer? Ich wartete erst mal bis neue Leute in die Bank kommen und wollte dann sehen was die genau machen. Die erste Person kam,- und ich verpasste es zu schauen. Die zweite Person kam, ging um einen Pfosten, kam zurück und setzte sich auf einen Stuhl. Irgendwas musste hinter dem Pfosten sein. Also wechselte ich meine Position etwas. Bei der naechsten Person die kam sah ich dann wie es funktionierte. Ein Knopf drücken und schon hielt man ein Zettel in Händen. Ich löste dann meine Nummer und setzte mich auch auf einen Stuhl zum warten. Nach ca. 30Minuten leuchtete meine Nummer am Schalter auf. Ich legte das Schweizergeld hin und erklärte auf Englisch dass ich gerne Drachmes dafür hätte. Das Schalterfräulein konnte kein englisch. Sie zeigte mit dem Finger in eine Ecke wo eine ganze Pultreihe stand und erklärte mir auf gut griechisch was ich machen sollte. Ich verstand Bahnhof und flüchtete aus der Bank. Filipos musste dann doch mit kommen damit ich das Geld wechseln konnte.  Meine Reihenfolge war einfach verkehrt,- zuerst hätte ich ans Pult gehen müssen und das Schweizergeld abgeben. Dort fand dann die Prüfung statt und wir kriegten einen Wechselzettel. Erst jetzt war Nummernziehen angesagt. Als dann am Schalter die Nummer aufleuchtete war dieser Schalter nicht für Geldwechsel ausgerüstet und wir mussten nochmals warten bis der richtige Schalter frei war. Dann Wechselzettel abgeben und Drachmes entgegen nehmen,- nun hatten wir endlich nach ein paar Stunden das Geld :)
Eigentlich hatten wir vor mit der Mutter für ein paar Tage nach Lesbos zu fliegen. Doch nach zwei Tagen gaben wir es auf,es war kein Rückflug zu kriegen. Die Olympic war vollkommen ausgebucht. So beschlossen wir dann zu zweit nach Evia zu gehen. Am späten Nachmittag fuhren wir in Athen los. Wir dachten dass wir dann in Evia schnell ein Hotel finden würden. Hätten wir auch, doch diese welche noch Plätze frei hatten waren mehr Löcher als einigermassen angenehme Hotels. Abends gegen 22Uhr hatten wir dann aber doch noch etwas gefunden. Am zweiten Tag suchten wir dann gleich das Dorf Agia Anna, von dem Fil schon gehört hat dass es so schön sein soll. Und diesmal haben wir es auch auf Anhieb gefunden,- nachdem wir am Tage zuvor vergeblich suchten. Am Nachmittag fuhren wir nach Halkida. Mich faszinierten die abertausenden von Quallen, wärend sich Fil eher ab meiner Begeisterung für diese "scheusslichen Kreaturen" nervte. Ich hätte wohl noch stundenlang zusehen können wie diese Deckelgrossen Quallen mit der Strömung trieben. Nach Halkida ging es wieder zurück in unser Hotel in Agia Anna wo wir erst mal so lange im Meer badeten bis es dunkel war. Wir liessen uns immer und immer wieder von den Wellen an den Strand spülen und hatten ein Riesengaudi. Der Strand war total leer und nur in weiter Ferne waren noch ein paar Leute zu sehen. Am nächsten Tag schauten wir uns nochmals einen Teil der wunderschönen Insel Evia an und waren dann pünktlich aufs Abendessen wieder in Athen.
Sicht über die Küste von Evia

Ein letzter Blick aus der Fährenkabine auf Patras

Irgendwann geht jeder Urlaub mal zu Ende. Einesteils freute ich mich auf zu Hause auf die Jungs und so schlimm es tönen mag,- meinen Computer. Andererseits muss ich sagen hätte es mir auch nichts ausgemacht noch länger in Athen zu bleiben. Die Rückreise verlief dann ziemlich ruhig und ich hatte das Gefühl dass wir kaum in Athen abgefahren auch schon wieder zu Hause waren. Allerdings hatten wir dann noch den üblichen Italienstau zwischen Bologna und Mailand zu bewältigen. In Italien erwartete uns eine Schlechtwetterfront und ich hätte am liebsten gleich kehrt gemacht nach Griechenland.
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